Bergische Morgenpost, Montag den 4. Februar 2013 von Michael Müller
Beyenburg: Löcher im Programm? Gab es beim Männergesangverein (MGV) Niegedacht Herbringhausen in 60
Jahren nicht. Und auch am Samstag war der Saal bei der ersten von zwei Karnevalsveranstaltungen wieder
restlos gefüllt. Rund 250 Jecken ließen sich am Samstag vom Bühnenprogramm mitreißen. Die Rot-Blauen Funken aus Remscheid waren die einzigen eingekauften Künstler des Abends. Die restlichen
16 Programmpunkte wurden von den Sängern und ihren Partnern gestaltet. 23 Akteure brachten den Saal
„Zur alten Bruderschaft“ in Beyenburg zum Kochen. Das Publikum – Clowns, männliche Feen, Schlümpfe,
Mexikaner und viele mehr – ging von der ersten Minute an voll mit. Die Akteure zeigten ihr Talent als
Sänger und Schauspieler, bewiesen ihre Wandlungsfähigkeit. So wurde beispielsweise aus Babara Dippel „Al Bano“, aus ihrem Mann Uwe „Romina Power“. Die beiden weckten
den Italiener in jedem Gast. Dippel verriet, wie ein Auftritt entsteht: Zuerst sammeln die Akteure und der
Vorsitzende des MGV, Peter „Max“ Dreibrodt, Ideen. Dann werden die Rollen auf die geeigneten Leute verteilt,
und Proben beginnt. Über Wochen liefen die CDs des Pop Duos Albano und Romina Power in den Dippelschen Autos.
Langsam wächst das Programm, um bei der Generalprobe nicht zu klappen, sagte Uwe Dippel. Doch die Premiere lief problemlos und zur großen Freude der angereisten Jecken. Und lernen konnte man
dann auch was. „You ten more yen“, für jeden Englischkenner eine Katastrophe, doch Lehrerin Jutta Rabanus
klärte auf. Schnell „dahin genuschelt“ wird daraus echtes Kölsches Sprachgut: Juten Morjen! Oder es wurde aus
„come L. A.“ die berühmte Kamelle. Mit viel Witz, Musik und auch Slapstick ging es durch das vierstündige Programm. Einige Jecken hielt es
nicht auf ihrem Platz. Spontan und von der guten Laune animiert zog „einfach man so“ eine Polonaise durch
den Saal. Eine besondere Überraschung erlebten Moderator Dreibrodt: Für rund 20 Jahre als Karnevalsbeauftragter
bekam er von seiner Spielschar ein T-Shirt mit den Fotos seiner Protagonisten. Doch am Ende war noch lange nicht
Schluss; von der Bühne ging es für alle auf die Tanzfläche.
Viel Schwung auch mit 60 MGV Niegedacht-Herbringhausen stellte nunmehr zum 60.
Mal eine tolle Karnevalsparty auf die Beine.
Bei zwei Veranstaltungen hatte das Publikum „jet zu laache“. Fantasievoller Mummenschanz sorgte bei der Karnevalssitzung des MGV Niegedacht-Herbringhausen für viele
entspannte und vor allem höchst amüsierte Gesichter. Die Sänger liefen erneut zu jecker Hochform auf. Auch im 60. Jahr ihrer Karnevalstradition brachten die Sänger des Männergesangvereins Niegedacht-Herbringhausen
den Saal im Restaurant „zur alten Bruderschaft“ in Beyenburg zum Kochen.Ihrem Motto „jet zu laache“ wurden
sie am vergangenen Wochenende voll gerecht. Sänger lieferten närrisches Bildungsprogramm.
Sechs Jahrzehnte feierten die singenden und schauspielernden Jecken ihren Karneval vor ausverkauftem Haus.
In den letzten Jahren mussten sie sogar zwei Veranstaltungen anbieten, um einen großen Teil der Narren
zufrieden zu stellen, die mitfeiern wollten. 23 Akteure rissen ihre Gäste mit dem fast vierstündigen,
selbstinszenierten Programm von den Stühlen. Nur einen Showact hatten die Sänger und ihre Partner eingekauft.
Zum 17. Mal waren die Rot-Blauen Funken aus Remscheid die Anheitzer der großen Karnevalsfeier
und wurden vom Niegedacht-Vorsitzenden Peter „Max“ Dreibrodt als Hausgarde begrüßt. Dann ging es los: Zunächst sorgte Jutta Rabanus für ein wenig Bildung. Wie kommt man vom Englischen
zum Kölschen? Sie zeigte es. So war schnell klar, das“You ten more yen“ nichts mit der japanischen Währung
zu tun hat, sondern, schnell dahingesagt, zu „juten Morjen“ wurde. Sie zeigte, dass „Ham chair blowd wash?“
Hamsche Bloodwursch?) das Hungerproblem lösen kann und „Are laugh“ dem Karnevalsruf Alaaf entsprach.
Mit Babara und Uwe Dippel wurde es dann italienisch. Babara als Al Bano und Uwe als Romina Power sangen ein „Best of“ des italienischen Schlagerduos.
Für bekennende Niegedacht-Karneval-Fans keine Unbekannte, lieferten wieder viele Sänger aus Herbringhausen
ihre Programmteile ab. Ein besonderes Vergnügen war auch Dirk Berg, Ehemann von Dirigentin Petra Rützenhoff-Berg.
Er bewies sein Talent als philosophisch angehauchte Putzkraft mit viel Sinn für die kritische Betrachtung
der Realität. Als krönender Abschluss gab es für Dreibrodt eine Überraschung.Für rund 20 Jahre als organisierender
Oberjeck bekam er auf der Bühne ein T-Shirt mit den Fotos seiner Mitspieler
und die Gäste einen „Striptease-Light“ zu sehen: Dreibrodt zog das Geschenklive an.
Ronsdorfer Sonntagsblatt, Samstag den 09.Februar 2013 (Lü./ka)
Die jecke Stimmung Schwappt bis zur Wupper: Herbringhauser Sänger zum 60. Mal mit närrischen Kappen Wieder einmal meldet der MGV „Niegedacht“ schon im Herbst, dass beide Karnevalssitzung in der
„Alten Bruderschaft“ nahe der Wupperschleife in Beyenburg ausverkauft sind und bereits zwei Stunden vor
Beginn der Veranstaltung am vergangenen Samstag wird im Saal gesungen und geschunkelt. Als Vorsitzender
Peter Dreibrodt pünktlich den Startschuss gibt, sind die Besucher bereits warm gelaufen und werden von der
Tanzgarde der Rot-Blauen Funken aus Remscheid mit ihren wirbelnden Beinen kräftig angeheizt. Dass es eine Sprache gibt, die man auch trinken kann, erfahren die Lederhosengekleideten, Clowns und Kakis
im Streifenhörnchenlook schon bald, als es um Kölsch geht. Eine Einweisung in die kölsche Umgangssprache
erfolgt nämlich über einen originellen englischen Umweg, lädt zum Mitmachen ein und erntet viel Beifall.
Als Peter Dreibrodt sich als Tierfreund vorstellen möchte, wissen jedoch alle bereits, dass er jetzt wie schon
immer das Eisbärenlied anstimmen wird und applaudieren schon im Vorfeld. Weibliches Temperament in gebündelter
Form bieten die vier „Powerfrauen“, die singend über die Bretter wirbeln und gleich die Klatscher auf ihrer Seite
haben. Als sehr gut gelungen kommt auch der Pavarotti-Imitator an, der mit Sketch und Gesang sowie viel
Mimik und Artistik einlagen auftritt. Der Versuch, “Fitness im Alter“ in warmen Unterhosen und mit der
„Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe“ im Hintergrund zu demonstrieren, findet schließlich mit einem Arthrose
Anfall seine natürlichen Grenzen. So geht das, wie Peter Dreibrodt abschließend meint, „geilste Publikum der Welt“ nach dem gemeinsamen
Abschlusslied auch gleich zum Tanz über, der „die kleinen Uhren“ einläutet.
Lüttringhauser Anzeiger von Donnerstag den 07.Februar 2013 (red.)